Die Eucharistie
Die Eucharistie
Theologisches
Das Wort Eucharistie bedeutet: Danksagung. Die tägliche Eucharistiefeier ist die Quelle und Zentrum des kirchlichen Lebens, insbesondere der Priester und Ordensgemeinschaften, aber auch der gesamten Christenheit. Jeder Katholik ist gehalten, am Tag des Herrn, am Sonntag, sowie wichtigen Festtagen, die Heilige Messe mitzufeiern.
Aufbau der Eucharistiefeier
Die Eucharistiefeier, die Christi Gegenwart unter den Seinen bedeutet, mithin die Taufgnade aktualisiert, entfaltet sich in zwei Teilen, die eng zusammengehören:
im Wortgottesdienst mit der Verkündigung und dem Hören auf das Wort Gottes
im Opfermahl, bestehend aus Darbringung von Brot und Wein, dem Hochgebet (oder Anaphora) mit den Wandlungsworten und der Kommunion.
Zentrum der Feier ist die Heilige Wandlung, bei der Brot und Wein auf sakramentale Art und Weise zu Leib und Blut Christi verwandelt werden. Das sakramentale Gedächtnis Christi bewirkt nicht nur eine symbolische, sondern eine wirkliche Gegenwart Gottes. Diese fundamentale Glaubenswahrheit ist Ausgangspunkt für die Entwicklung jeglicher eucharistischer Verehrung.Der Priester handelt in der Person Jesu Christi, und die Wandlungsworte sind Schöpferworte, die eine neue Wirklichkeit, die über unsere irdische hinausgeht, hervorbringen. Daher kann unserem Verständnis nach nur der gültig geweihte Priester die Eucharistiefeier wirksam feiern Wirkung der Hl. Eucharistie
Grundsätzlich kann man sagen: In der Geschichte der Kirche wurde manchmal der eine, manchmal ein anderer Aspekt der Bedeutung und Wirkung mehr betont. Es gilt, hier klug den einen nicht über einen anderen Aspekt zu vergessen, sondern möglichst die Fülle der innenliegenden Symbolik auszuschöpfen.
Opfer
Das Heilige Opfer, das Gott Vater dargebracht wird, ist eine Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi auf Golgotha, das uns das ewige Leben eröffnet hat. Der Empfang des Altarssakramentes in der Heiligen Kommunion ist die Wegzehrung auf unserer irdischen Pilgerschaft und als solche Mittel zum geistlichen Wachstum und zur persönlichen Heiligung. Jeder, der die Heilige Kommunion empfangen kann, wird durch die helfende Gnade Gottes gestärkt.Jesus nimmt das jüdische Pascha als Hintergrund, um dieses Fest der Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens mit einem neuen Sinn zu versehen. Die Begegnung mit Jesus in der Hl. Eucharistie soll unser neutestamentlicher Exodus aus unserem ganz persönlichen „Ägypten“ der Sünde und der Not werden.
Mahl der Gemeinschaft
Parallel mit dem Opfergeschehen, in dem sich Jesus zu unserem Heil ganz darbringt, ist aber auch das Mahlgeschehen wichtig:
In erster Linie: Gemeinschaft mit Gott: Jesus verwendet die ganz einfache, fast archaische Symbolik des Essens und sagt damit, dass Er ganz tiefe Gemeinschaft mit dem Menschen möchte, die nicht auf intellektueller Leistung gründet. Sogar Kinder, schwer Behinderte, und ganz alte Menschen, die mit dem Nachlassen ihrer Sinne und auch ihrer geistigen Kräfte belastet sind, haben Zugang zu dieser tiefen, herzensinnigen Verbindung mit Jesus.
Von dorther kommend Gemeinschaft der Glaubenden untereinander: Die gemeinsame Feier und der gemeinsame Kommunionempfang hat einen stark gemeinschaftsbildenden Aspekt; die Symbolik des einen Brotes, das aus vielen Körnern bereitet ist – und auch des Weins, der aus vielen Trauben gekeltert ist – spricht davon. Wenn schon auf der weltlichen Ebene das Feiern und gemeinsame Essen als gemeinschaftsbildend erlebt wird, um wie viel stärker noch ist dieser Impuls in der „Eucharistischen Speise“ wirksam. Wir werden aber durch den Genuss der Eucharistischen Gaben nicht nur untereinander zum mystischen Leib Christi verbunden, sondern in ganz besonderer Weise auch gebrochen und einander geschenkt, um füreinander „Brot“, Lebensgrundlage, zu sein.
Der „Heilende Aspekt“ der Eucharistie
Jede Begegnung mit Jesus hat zutiefst heilende Dimension – und das gilt in besonderem Maße für die Hl. Eucharistie. Von daher ist der Sinn der Kranken–kommunion zu verstehen, und daher wird auch den Sterbenden schon seit der Zeit der Apostel die Hl. Eucharistie als Nahrung für den Hinübergang gereicht (Viaticum ). Interessant ist auch, dass in Lourdes weitaus mehr Wunderheilungen bei der Sakramentsprozession geschehen als in den Piscinen.
Historische Entwicklung
Jede eucharistische Verehrung hat ihre inhaltliche Wurzel in einem ganz einfachen Sachverhalt: unserem Glauben an die leibhaftige Anwesenheit Jesu mit Gottheit und Menschheit in den Eucharistischen Gaben, und zwar nicht erst bei der Kommunion, sondern schon durch das Geschehen der Wandlung, und so lange die Brot-Materie vorhanden ist. Daher ist die Verehrung der Hl. Eucharistie die folgerichtige Konsequenz aus diesem Glauben.Ursprünglich war die Eucharistische Verehrung in die Hl. Messe eingebettet: Die Apologie des Philosophen und Märtyrers Justin (verfasst um das Jahr 150) überliefert bereits eine Schilderung der Gemeindeeucharistie, der wir die überaus hohe Bedeutung entnehmen, die der Hl. Eucharistie damals bereits zukam. Es sind schon frühkirchliche Spendeworte zur Kommunion-Austeilung überliefert, die ganz klar den Glauben an Jesu Gegenwart bezeugen. Ab dem 3. oder 4. Jhdt. sind Kommunion-Gesänge bezeugt, besonders wird auch Psalm 34 und 145 gesungen.Außerhalb der Eucharistiefeier finden wir bis nach der Jahrtausendwende nur eine Verehrung der für die Kranken und Sterbenden aufbewahrten Eucharistie. Lediglich im Zusammenhang mit dem Karfreitagsgottesdienst finden wir eine „Liturgie der vorgeheilgten Gaben“. Im 13. Jhdt. verschiebt sich die Akzentuierung des Eucharistieverständnisses: die Realpräsenz Jesu in den Eucharistischen Gaben wird stärker betont. Zugleich entspricht es der gotischen Frömmigkeit, „sehen“ zu wollen. Einerseits werden die Kathedralen größer, andererseits wird die Beteiligung am Tisch des Herrn geringer. Aus diesen Gründen findet ein neuer Gebrauch Eingang in die Hl. Messe: die Erhebung der Hostie unmittelbar nach den Wandlungsworten des Hochgebetes, die späterhin von Glockenzeichen, Kerzen und Gesängen begleitet wurde. Seit dem Jahre 1209 hatte die Augustiner-Nonne Juliana von Lüttich in Visionen erkannt, dass der Herr die Verehrung seines sakramentalen Leibes durch ein Fest wünschte – der Ursprung des Fronleichnamsfestes. Seit etwa 1265 sind Prozessionen bezeugt. Im 16. Jhdt. nahm eine weitere Form der Eucharistieverehrung ihren Ausgang: das Vierzigstündige Gebet. Angelehnt an die ursprüngliche Zeit der Grabesruhe Jesu wurde viermal im Jahr in der Kirche des Hl. Grabes in Mailand (zu den Kartagen, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt und Pfingsten), eine Vierzigstündige Anbetung gehalten. Von dort verbreitete sich diese Andachtsform rasch, und aus ihr entwickelte sich die „Ewige Anbetung“, wo sich Kirchen und Klöster in einem festgelegten Rhythmus bei der Anbetung abwechseln. Die Eucharistische Anbetung, wie wir sie heute kennen, entspringt dem Wunsch, das Geheimnis des Kommunionempfangs noch dankbar nachklingen zu lassen und das Herz in Sehnsucht und Freude bereitzumachen, den Herrn wieder in Glaube, Hoffnung und Liebe zu empfangen.
Zitate
Frère Roger Schutz über seine Erfahrung bei der Anbetung in einer kleinen Dorfkirche: „Dies ist ein bewohnter Ort.“ Augustinus (gest. 430): „Weil er im Fleisch selber hier wandelte, so gab er uns auch sein Fleisch als Speise zum Heil; niemand aber isst jenes Fleisch, der nicht zuvor angebetet hat. Nicht nur sündigen wir nicht, wenn wir anbeten, sondern wir sündigen, wenn wir nicht anbeten.“